Zwischen fotografischer Illusion und subjektiver Wirklichkeit.

iv-fotoAls einer der bedeutendsten Schriftsteller der Moderne nimmt Kafka in der Literaturwissenschaft einen großen Raum ein. Die unzähligen, internationalen Publikationen zeugen hiervon: Sowohl die biographischen (zum Beispiel die seines engen Freundes Max Brod Franz Kafka. 1937) als auch die werkbezogenen Studien haben bis heute weder an Aktualität noch an Quantität abgenommen. So haben sich auch Größen der Philosophie und Literatur, wie zum Beispiel Theodor W. Adorno (Aufzeichnungen zu Kafka. 1955), Walter Benjamin (Franz Kafka. 1934), Maurice Blanchot (De Kafka à Kafka. 1981), Alias Canetti (Der andere Prozeß. Kafkas Briefe an Felice. 1968) oder Gilles Deleuze (Kafka, pour une littérature mineure. 1975), mit dem Autor befasst und teilweise Theorien auf sein Werk gestützt.

In meiner Arbeit ist der Fokus jedoch auf das Medium der Fotografie gerichtet. Dieses ist (spätestens seit Roland Barthes’ La Chambre claire. 1980) in der Literaturwissenschaft, vor allem in der komparatistischen, stark vertreten und führt heute zu immer neuen Aufschlüssen in Bezug auf die Literatur, so auch auf Kafkas Werk:
Franz Kafkas Neigung zu den „modernen“ Medien, seine visuell aufgeladene Poetik und seine literarische Verarbeitung von Fotografien lassen ihn zu einen der frühen Autoren im fotographisch-literarischen Diskurs werden. Seit den 90er Jahren wurde er und sein Schaffen unter der fotografischen Perspektive analysiert und führte zu einem neuen biographischen Ansatz in Klaus Wagenbachs Franz Kafka: Bilder aus seinem Leben (2008
die dritte Auflag), Büchern, wie Carolin Duttlingers Kafka and photography (2007), und etlichen Artikeln. In vielen stellt das Romanfragment Der Verschollene (1913; auch unter dem Titel Amerika erschienen) ein zentrales und differenziertes Paradigma, daher sind auch die Meinungen und Studien hierzu vielfältig vorhanden. Diese Ansätze gegenüberstellend und erweiternd resümiere ich in der vorliegenden Arbeit die fotografischen Aspekte in Franz Kafkas Der Verschollene. Auf Grund der quantitativen Limitation konzentriere ich mich auf den Konflikt zwischen Schein und Wirklichkeit in Kafkas Adaption von Fotografie und werde die Familienfotografie und ihre psychoanalytischen Einflüsse nur marginal für das Verständnis des Kontextes erläutern.

Die Arbeit ist thematisch vierfach separiert: Der erste Teil behandelt die fotografischen Quellen, deren Umsetzung und die daraus entstandene Diskussion um Kafkas Realismus und Fotografismus. Das zweite Kapitel analysiert die fotografischen Codes und Erzählstrukturen des Romanfragments, und das dritte resümiert den psychologischen
Subtext durch Fotografien und deren Rezeption. Im finalen Teil ergibt sich aus den vorhergehenden Kapiteln eine mögliche Antwort auf die zentrale Frage zum Ende des Romanfragments: Wie löst Kafka den Konflikt zwischen dem fotografischem Schein und psychologischer Wirklichkeit?

As one of the most important authors of the modern literature Franz Kafka is well studied, so does the numerous international publications proove: The biographies (like Franz Kafka. 1937 by Max Brod a life-time friend) and interpretations have not decreased their acuality or quantities over decades. The great philosophers and literates of our culture, like Theodor W. Adorno (Aufzeichnungen zu Kafka. 1955), Walter Benjamin (Franz Kafka. 1934), Maurice Blanchot (De Kafka à Kafka. 1981), Alias Canetti (Der andere Prozeß. Kafkas Briefe an Felice. 1968) oder Gilles Deleuze (Kafka, pour une littérature mineure. 1975), has written about him and some have based their theories on his work.

My paper focuses on photography. This medium is (since Roland Barthes’ La Chambre claire. 1980) in the studies of comparative literature very common and leads today to new conclusions, also related to Kafkas work. His tendancy to the „modern“ media, his visual poetics and his literary adaptation of photographs, made him to an early representative author of the photographic-literary discourse. Since the 1990ies he and his work was analysed under this aspect and led to a new biographical approach in Klaus Wagenbachs Franz Kafka: Bilder aus seinem LebenKafka and photography (2007), (2008 3. edition), books like Carolin Duttlingers and many articles. Der Verschollene (1913; also published as Amerika) is a central example  in many studies, so the opinions and interpretations vary. By opposing and supplementing these approaches I summarize the photographic aspects in Franz Kafkas Der Verschollene. I concentrate the thesis on the conflict between shine and reality in the photographic adaptations and pass the family portray and psychoanalytic influences just marginal for the understanding of context.

The thesis is four times separated: The first part contains the photographic sources, their implementation and the resulting discussion of Kafkas realism and photographism. The second chapter analyses the photographic codes and narrative structures, and the third concludes a possible answer of the central question of the ending of the novel fragment: How does Kafka solve the conflict of photographic shine and psychological reality?

2 Kommentare

  1. SEO Blog

    Könntest du das etwas differenzierter beschreiben?

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    1. p.minks

      Ich stelle hier nur die Einleitung der Arbeiten hinein. Wenn dich die Arbeit interessiert, kann ich sie dir gerne schicken. Was ist denn unklar?

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