Digitale Literatur und Medienkunst

Nächste Woche ist es soweit: Ich trage das Herzstück meiner Diplomarbeit bei einem Workshop vor! Die Ehre und Nervosität steigt, wenn ich daran denke, dass ich an der Seite von hervorragenden Wissenschaftlern referiere.

Neben dem inhaltlichen stellt sich für mich auch die Herausforderung der Rhetorik. In 20 Minuten die Arbeit von fast 2 Monaten vorzustellen ohne zu sehr an der Oberfläche zu verhaften, ist nicht so leicht. Auf der heurigen re:publica habe ich mir daher nicht nur neue Ideen und Inspirationen geholt, sondern auch die rhetorischen Tricks und Fehler analysiert. Besonders hervorstachen die Vorträge von Sascha Lobo und – quelle surprise – zwei Juristen, Till Kreutzer und Udo Vetter. Während Ersterer mit kabarettistischen, provokativen Mitteln (Selbstironie, direkte Ansprache und Beleidigung des Publikums und Kritik aktueller „Insider“ereignisse) die Emotionen und Aufmerksamkeit seines Publikums lenkte, waren die beiden Vorträge von mehr Sachlichkeit geprägt.


Sascha Lobo: Überraschungsvortrag (youtube)

Till Kreutzer erschlug mich hingegen mit seiner theoretischen Intensität und geballten Information. Doch auf der anderen Seite lösten seine spekulativen Visionen sofort tausende Gedanken bei mir aus, die man dann jedoch kaum zu Ende denken konnte, da schon das nächste Thema angeschnitten wurde. So erfüllte er seine anfängliche Versprechung eine „Lynch-artige Vision zum Urheberrecht 2037“ zu liefern. Selbst die mit Text überfüllten Folien halfen wenig aus dieser Verwirrung, wenn sie sie nicht sogar verstärkten.


Till Kreutzer: Urheberrecht 2037 – Eine Vision (youtube)

Komplementär dazu war der Vortrag von Udo Vetter. Er rief mir zum einen die Relevanz von anschaulichen Beispielen aus der Praxis wieder ins Gedächtnis. Weiters motivierte er das Publikum seinen Vortrag mit Fragen zu unterbrechen, wodurch mehr eine lockere Gesprächssituation entstand und noch mehr die Praxis im Mittelpunkt rückte.


Udo Vetter: Spielregeln im Netz Teil 1 (spiegel online video)

Udo Vetter: Spielregeln im Netz Teil 2 (spiegel online video)

Generell war die schönste Einleitung für mich von Myrthu/Sigal: „We’re happy to have the opportunity to talk about visual storytelling because we have a passion in this topic“ (aus dem Gedächtnis zitiert).
Was mich erstaunt hat, war Kathrin Passigs Vortrag. Denn trotz seiner Simplizität, Unorganisiertheit und ihren Eingeständnissen eigener Schwächen (schlechte Recherche, widerlegte eigene Publikationen) – also eigentlichen no-gos – überzeugte er mich und erschien mir dem Thema, das selbst subjektiv und diskutabel ist, vollkommen adäquat.


Ivan Sigal und Bjarke Myrthu: New Directions in Visual Storytelling (endlich ist auch das Video auf youtube!)

Besonders fiel mir die positive Wirkung von klaren Strukturen und einem einführenden Überblick über den kommenden Vortrag. Besonders kreativ löste dies das Referentinnenpaar Herwig/Zöhrer, die ihren Vortrag an einer illustrativen Grafik historisch abarbeiteten und in die zwei klare Bereiche „körperliche und geistige“ Entwicklung des Users.

Nun ist es an mir aus diesen rhetorischen Vorbildern zu lernen und meine Kenntnisse anzuwenden. Ich lade herzlichst zum Workshop ein:

24. 05. 2012 16.00
Sensengasse 3a
1. Stock, Hörsaal 1
1090 Wien

Programm:
16.15 Norbert Bachleitner: Begrüßung
16.20 Birgit Rinagl (Wien): Digital Storytelling
16.40 Patricia Minks (Wien): Interaktive, computerunterstützte Generation fiktiver Welten
17.00 Kerstin Ohler (Wien): „$output= Vom hacken der Sprache und anderen Strukturen
17.20 Diskussion
17.45 Pause
18.00 Roberto Simanowski (Basel): Die Zukunft von Text, Buch, Lesen und Schreiben in digitalen Medien
Buchpräsentation: Textmaschinen – Kinetische Poesie – Interaktive Installation
19.15 Pause
19.30 Digitale Kunst aus dem Umfeld des Hybridbuchverlags TRAUMAWIEN (Performance)

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